Andreas Sommer ist RISER AMBASSADOR und teilt seine Motorrad-Erlebnisse am RISER Journal mit euch. Folgt ihm in der RISER App, seht euch seine Routen an und bleibt immer über die neuesten Empfehlungen up to date!
Dieses Jahr geht einer meiner Wünsche in Erfüllung. Ich werde eines meiner „Löcher“ in Europa füllen und Island besuchen. Schon im Dezember habe ich die Fähre gebucht: Von Hirtshals im dänischen Jütland geht es am 1. Juni los.
Auf dem Weg dorthin durchquere ich ganz Deutschland und lerne die Mittelgebirge des Schwarzwalds, der Rhön und des Thüringer Waldes kennen. In der Nähe von Leipzig habe ich mich für ein Offroad Training bei den Jungs von Enduro Action Team Meltewitz angemeldet. Kann ja nicht schaden?. Zum Abschluss der Querung erreiche ich die Mecklenburger Seenplatte und schliesslich die Landschaft zwischen Nord- und Ostsee.
Ich folge der Ostküste Jütlands bis zur Hafenstadt Hirtshals. Um 16 Uhr beginnt das Verladen auf die Fähre und nachdem alle Autos, Lastwagen und Motorräder verstaut sind, läuft die Fähre aus. Nach drei Nächten auf dem Schiff und einer 5-stündigen Pause in Torshävn auf den Färöern, erreichen wir am Morgen des vierten Tages Sedysfördur. Der kleine Ort liegt am Ende eines Fjords an der Westküste Islands.
4. Juni Seydisfjördur – Höfn
Am Fjord hängen die Wolken tief und die Berge sind weiss. Das fängt ja gut an! Nachdem ich mich auf dem Motorrad eingerichtet habe, alles verstaut und den Regenschutz montiert habe, fahre ich los. Da, der erste Wasserfall, das erste Foto… Nun geht es in die Höhe. Der erste Pass ist nur 600 m hoch aber er hat es in sich! Der Wind ist stark und treibt den Schnee quer vors Bike. Noch liegt kaum Schnee auf der Fahrbahn. Aber es ändert sich: mit jedem Höhenmeter liegt etwas mehr von dem weissen Zeug. Es gibt die ersten kleinen Schneewehen. Ab und zu ist die ganze Straße weiss. Ich sehe kaum etwas, der Schnee verklebt die Scheiben, also öffne ich mein Visier. Nun bringt der Wind die Augen zum Tränen. Es ist kalt und von hinten kommenden Autos überholen mich. Endlich beginnt der Abstieg nach Egilstadir. Mit jeder Kurve werden die Bedingungen etwas besser. Im Dorf mache ich Pause und verschnaufe erstmals.
Die ersten 20 Kilometer habe ich geschafft. Ich habe nicht im Traum daran gedacht, dass ich auf Island einen Schneesturm erlebe. Nun kann es nur noch besser werden.
Beim nächsten Fotohalt bremst Dirk mit seiner Africa Twin hinter mir. Auch er ist vom schlechten Wetter gezeichnet. Wie beschließen, zusammen weiter zu fahren und machen uns gemeinsam auf den Weg. Er führt uns entlang der Küste bis nach Höfn. Nach und nach bessert sich das Wetter und es wird heller. Der Regen lässt nach aber der heftige und lästige Wind begleitet uns weiterhin. Wir schlagen unsere Zelte auf und wandern auf der Suche nach einem Restaurant durchs Dorf.
5. Juni Höfn – Hvolsvöllur
Die ganze Nacht über bleibt es hell. Nach einem kleinen Frühstück fahren wir der Südküste entlang weiter. Wir bleiben auf der asphaltierten Ringstraße. Schon nach wenigen Kilometern erreichen wir den Jökusarlon. Der See wird vom Gletscher mit immer neuen Eisbergen gespeist, die wochen- oder monatelang auf dem Gewässer dümpeln bis sie über den kurzen Fluss in den Atlantik treiben. Touristen bewundern die schillernden Eisberge, fahren mit den Amphibienfahrzeugen oder in Schlauchbooten auf den See und machen unzählige Fotos und Selfies vor dieser eindrucksvollen Kulisse.
Wir verlassen diesen überlaufenen Platz und erreichen nach wenigen Metern eine Abzweigung, die uns zu einem weiteren Gletschersee führt. Hier sind deutliche weniger Touristen unterwegs. In dieser Ruhe und Abgeschiedenheit kommt die landschaftliche Schönheit doppelt so stark zur Geltung.
Wir kehren zurück auf die Ringstraße und folgen ihr nach Westen. Unzählige breite mäandernde Flüsse die vom mächtigen Vätnajökull herunter fließen, prägen die Landschaft. Die breiten Kiesbetten haben die Landschaft früher fast unpassierbar gemacht. Erst seit 1974, als die Ringstraße und ihre Brücken erbaut wurden, ist es Möglich ohne großen Aufwand durch diese Landschaft zu fahren. Vulkane unter dem Gletscher sorgen hin und wieder für gigantische Sturzbäche, die die Brücken mitreissen und zerstören. Nach fast 100 Kilometern verlassen wir die flache Landschaft von Skeidararsandur die sich zwischen Meer und Gletschern erstreckt.
In Vik fahren wir an den Strand. Der schwarze Strand zieht vom Berg Reynisfjell bis zum Horizont. Eindrücklich stehen die bekannten Felsnadeln von Reynisdrangar. Die Legende erzählt, dass es sich bei diesen Säulen eigentlich um Trolle handelt. Sie zogen einen Dreimaster an Land, aber ließen sich zu viel Zeit mit dem Erreichen des Ufers und wurden bei Sonnenaufgang zu Stein.
Unsere Reise führt uns als nächstes zum Wasserfall Skogafoss. Unweit der Küstenstraße fällt der schäumende Fluss fällt auf einer Breite von 25 Metern, 60 Meter ins Tal. Warum nur muss vor jedem dieser Highlights ein dämlicher Tourist sein V-Zeichen machen und in eine Kamera grinsen? Wir lassen es bleiben und folgen dem Wanderweg hoch über die Kante der Kaskade. Von hier bietet sich uns ein weiter Blick über die umliegende Landschaft.
In Hvölsvollur finden wir unweit der Tankstelle den Campingplatz. Nach dem Aufbauen unserer Zelte genießen wir im nahegelegenen Imbiss „Fish & Chips“. Wir kommen gleichzeitig mit dem Kassier des Zeltplatz‘ zurück. Unkompliziert begleichen wir die Gebühr für die Nacht mit unseren Kreditkarten.
6. Juni Hvölsvollur – Thingvillir Nationalpark
Heute wollen wir es wagen! Wir satteln unsere Motorräder früh morgens. Getankt haben wir schon bei unserer Ankunft und fahren nun los. Nach ein paar Kilometern biegen wir ein erstes Mal ab auf Drittklass-Straßen. In der Ferne leuchtet die Schneekuppe des Vulkans Hekla. Noch sind die Straßen geteert. Den schmalen Landstraßen folgen Bäche, Flüsse und Weiden.
Auf den Wiesen grasen Schafe oder Island Ponies. Das geerntete Gras liegt als große Siloballen noch auf den Feldern. Ab und zu zweigen Feldwege zu den Gehöften ab. Je näher wir dem Vulkan kommen, desto einsamer wird die Gegend. Dann lassen wir die grünen Wiesen zurück und kommen an Geröll- und Lavafelder. Eine Wüste liegt am Fuß des Hekla. Noch ist die Straße asphaltiert, doch dann warnt uns ein Schild „Gravel road ahead“. Die folgenden zwanzig Kilometer legen wir auf Naturstraßen zurück. Meist können wir den fest gefahrenen Spuren der Autos folgen aber immer öfter liegen grobe Steine im Weg oder Spurrinnen zwingen uns an den Rand der Straße. Wir werden immer frecher und rauschen bald mit einem flotten 50er durch die staubige Landschaft. Trotzdem sind wir froh, als wir nach einer engen Kurve wieder auf einer Teerstraße landen.
Vorbei an einem Kraftwerk mit Stausee erreichen wir den Abstieg ins Tal. An einer der Serpentinen halten wir an, bewundern die Felder mit den Lupinen und die Aussicht. Im Tal machen wir eine Farm mit Grasdächern aus. Die wollen wir besuchen. Es stellt sich heraus, dass es ein kleines Museum ist; der Nachbau eines Bauernhofs aus dem Jahr 1000. Als wir den Eintritt bezahlen wollen, zeigt das Kreditkartenterminal einen Defekt an. Das Personal ist aber so nett und lässt uns außnahmsweise gratis in das Haus und die Ausstellung.
Durch ein breites Tal erreichen wir einen Wald – den isländischen Wald! – und folgen dem Fluss weiter. Ein unscheinbarer Wegweiser schickt uns auf einen Parkplatz am Fuße eines Hügels. Wir erklimmen ihn und werden mit einer fantastischen Aussicht über den breiten Fluss Thjorsa belohnt.
Wir füttern unsere Navis mit dem Ziel „Gullfoss“ und folgen unserer Route dorthin. Wieder queren wir ländliche Gegenden mit vielen Bauernhöfen, Weiden und Feldern. Der kürzeste Weg führt über eine weitere Piste bis zur Hauptstraße an den Wasserfall. Hier gibt es wieder Verkehr. Touristenbusse und Mietwagen fahren in unsere Richtung. Wir sind auf dem „Golden Circle“, der touristischen Route auf Island.
Der Wasserfall stürzt sich in zwei Stufen in ein enges Tal und verschwindet darin. Die Gäste werden in Bussen zum Fall gefahren und wandern in Kolonnen zum Wasser. Wir nehmen uns die Zeit und wandern zuerst zum oberen, dann zum unteren Katarakt.
Kurze Zeit später finden wir uns wieder auf der Landstraße. Es geht zum Geysir. Wir erreichen ihn schon nach kurzer Zeit, parken unsere Motorräder und betreten das geothermische Gebiet. Überall dampft und blubbert es, ab und zu hören wir das Zischen des Geysirs. Nach ein paar Minuten gesellen wir uns zu den Zuschauern und warten auf die Explosion der nächsten Dampfblase. Das kochende Wasser schießt für einen Moment hoch in den Himmel, dann fällt die 15 Meter hohe Wassersäule wieder in sich zusammen und die Gischt wird vom Wind weg getrieben. Wir versuchen mehrere Zyklen lang, Fotos und einen Film zu machen. Das wird zum Geduldsspiel aber schliesslich haben wir Erfolg und verlassen anschließend den Platz.
Nun machen wir uns auf den Weg zum isländischen Nationalheiligtum, dem Park von Thingvillir. Hier treffen die amerikanische und die europäische Kontinentalplatte aufeinander und sie schaffen eine herrliche, eindrückliche Landschaft. Quer durch den Park läuft der Graben, der die Erdteile trennt. Die Isländer haben sich hier zum Thing, einer Art Landsgemeinde getroffen, die Entscheidungen über die Zukunft ihres Landes gefällt und ihre Richter und Räte gewählt. Heute kommen Isländer und Touristen wegen der schönen Landschaft. Wir finden einen einfachen Zeltplatz und im zugehörigen Laden können wir sogar eine Kleinigkeit essen.
Der nächste Teil von Ambassador Andreas‘ Reise wird bald am RISER Journal veröffentlicht. In der Zwischenzeit könnt ihr euch die weiteren Routen von ihm auf seinem RISER Profil ansehen. Falls euch seine Trips gefallen, folgt ihm auf RISER und bleibt somit Up-To-Date ?.