13.000 KILOMETER MIT DER PUCH – MAX REISCHS TRIP NACH INDIEN

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Copyright: Herbert Tichy

Welche wahren Abenteuer ein Motorradtrip in ferne Länder mit sich bringt, darüber berichtet uns Johannes Weissborn in seinem Reisebericht jeden Monat in beeindruckender Weise. Insbesondere wenn es einen in Regionen der Welt verschlägt, die nicht durch uns vertrauten Strukturen geprägt sind, stößt man immer wieder auf neue und unerwartete Herausforderungen. Vor knapp 85 Jahren brechen auch zwei Studenten aus Wien mit dem Motorrad Richtung Asien auf – ihr Vorhaben, den indischen Subkontinent ausschließlich auf dem Landweg zu erreichen. Vor Max Reisch und seinem Kollegen Herbert Tichy – 20 und 21 Jahre alt – liegen 13.000 Kilometer Wegstrecke, die sie auf einer Puch-Type 250 ccm zurücklegen wollen. Auch unter heutigen Umständen imponiert die Absicht so einen Trip zu wagen, aber als die beiden im Juli 1933 starten, gibt es von manchen zu durchquerenden Ländern kaum brauchbares Kartenmaterial, Dinge wie Smartphones und GPS Navigation existieren noch nicht mal als Vorstellung.

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Copyright: Herbert Tichy

Doch bevor es überhaupt losging, musste die serienmäßige Puch noch speziell aufgerüstet werden um überhaupt expeditionstauglich zu werden. Akribische Planung, um auch jeden Zentimeter der Maschine für zusätzliche Treibstofftanks, Ersatzteile und für die Unterbringung des Reise-Equipments – unter anderem ein Zelt, eine Großformatkamera und eine Schreibmaschine – auszunützen, war gefragt. Reisch unternahm schon zuvor einige Testfahrten, machte eine genaue Budgetplanung und konnte auch die Puch AG selbst als Sponsor seiner Pionier-Expedition mit dem Motorrad gewinnen. Die Reise der beiden Abenteurer führt dann über den Balkan, die Türkei, Syrien, den Irak, Iran, Afghanistan und Pakistan bis sie nach Mumbai gelangen und damit das Ziel, besser gesagt den Endpunkt ihrer Abenteuerfahrt erreichen. Gerade im Fall der beiden Abenteurer, erweist sich „der Weg als (eigentliches) Ziel“ ihrer Entdeckungsreise, als besonders gültig. Nach 6 Monaten Fahrt, die sie über Wüstenpisten, durch Dschungellandschaften und andere straßenlose Gebiete führt, ist der Erkenntnis- und Erfahrungsgewinn, den so eine Unternehmung mit sich bringt beträchtlich. Deren Höhepunkte, etwa die außergewöhnliche Gastfreundschaft der Menschen entlang ihrer Route, die den Männern nach Durchquerung zahlloser zivilisationsloser Landstriche erwiesen wird und ihnen immer wieder Sicherheit vermittelt, aber auch Tiefpunkte, wie Gefahrensituationen in Form von Fiebererkrankungen, Hitzeerschöpfung, Buschfeuer und militärischen Angriffen, hat Max Reisch später in einem Buch festgehalten. Bei einigen außergewöhnlichen, auch riskanten Aktionen und Episoden merkt er hier an, dass diese durchaus leichtsinnig und arglos entstanden – bei der Reiseerzählung fühlt man sich mitunter immer wieder an Guevaras „The Motorcycle Diaries“ erinnert.

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Copyright: Kranzmeyer Steyr

Erstaunlicherweise hat auch die Puch nicht nur die Reise bis nach Mumbai überstanden – der Motor musste entrußt werden und die Räder hatten so viele gebrochene Speichen, dass sie fast platt waren – sondern ist heute im Max-Reisch-Archiv in Bozen ausgestellt.

Reisch orient archiv
Copyright: Reisch Orient Archiv

Ohne Zweifel waren Reisch und sein Begleiter Tichy mit ihrer Motorradexpedition Pioniere, die durch ihre Erfahrungen auch den Weg für viele nachfolgende Ferntrips von Reisenden mit dem Bike geebnet haben. Heute mögen zwar ein Kompass und der Sonnenstand nicht mehr nur die einzigen Anhaltspunkte bei der Navigation durch karge Wüstengebiete sein. Das Freiheitsgefühl und der Antrieb dabei, die Reiselust, wie auch die Portion Leichtsinn, die dazugehört, sind aber universell und immer noch gültig.

Der Reisebericht ist als Buch erhältlich: Max Reisch, „Indien lockende Ferne – 13.000 km Pionierfahrt mit dem Motorrad nach Indien“, Ennsthaler Verlag

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