EVEL KNIEVEL: I DON’T HAVE PROBLEMS – I ONLY HAVE SITUATIONS

Evelshow

Was für ein Mensch musst du sein, damit du auf einem Motorrad über den Grand Canyon springen willst? Ein Träumer oder Verrückter? Ein Todesmutiger oder Lebensmüder? Oder einfach nur ein Mann im klassischsten, vorurteilshaftesten Sinn? Vielleicht, wahrscheinlich aber sicher eine Mischung. Evel Knievel war so eine Mix, ein Draufgänger. Da kann ein anderer Typ über 99 Probleme ein Lied schreiben, aber Knievel sagt: „I don’t have any problems. Only situations.“ Bähhhm!

Robert Craig Knievel Junior wurde 1938 in Butte, einer Kleinstadt in Montana, geboren. Aufgewachsen ist er bei den Großeltern, mit denen er im Alter von acht Jahren eine Auto-Stuntshow besuchte, sein Erweckungserlebnis. Nach seinem zweiten High School Jahr wurde er Minenarbeiter und die Reise begann. „I went through life big-bang-banda-boom-bada-boom.“ Mit einer Planierraupe machte er einen Wheelie, allerdings nicht erfolgreich. Er krachte in die Oberleitung und ganz Butte war stundenlang ohne Strom. Was machst du ohne Job mit einer Leidenschaft für Motorräder? Du fährst nur noch Motorrad … und bekommst Probleme. Knievel ging ins Gefängnis, nicht zum letzten Mal in seinem Leben, weil er „rücksichtslos“ gefahren war, naja, er hat sein eigenes Motorrad zerkracht. Der Wärter hatte eine Leidenschaft für Reime und weil sich evil auf Knievel reimt, war er von da an der Evel, weil du bist zwar böse, aber du willst nicht so heißen. Das war dem Jungen schon damals wichtig, vong dem Image her.

Das nächste prägende Erlebnis für die Legende Knievel war die Erscheinung Elvis Presley und dessen Cape und Gürtel. Mann auf Motorrad ist ja schon geil, aber Mann in Jumpsuit und Cape auf Motorrad ist obergeil. Perfektioniert hat er sein Bühnenshowauftreten übrigens durch die Performances von Liberace, schöne Ironie über die männliche Männlichkeit. Sicher waren die Teile jedenfalls nicht, weil „when i hit that pavement at 70 or 80 mph, those suits just ripped.“ Und gestürzt ist er oft, also 38 Mal, offiziell, wobei er sich 433 Knochen gebrochen hat. Ein ausgewachsener Mensch hat übrigens rund 210 Knochen … ja, läuft. Aber auch dem konnte der irre Typ mit dem Motorrad etwas abgewinnen. „If you don’t know about pain and trouble you are in a bad shape. They make you appreciate life.“ Er muss es ja wissen.

Evelautograph

Bist du also obergeil, willst du natürlich trotzdem nochmal eine Stufe weiter. Wie kann das für einen Mann möglich sein, der dem Tod ständig von der Schippe springt? Richtig, ein Date mit dem Tod: Nach seinem ersten großen Stunt, über den Brunnen des Caesar Palace in Las Vegas zu springen, liegst du 28 Tage im Koma. Jetzt bist du Legende! Egal, was passiert! In zig Nachrufen, einer davon in der Süddeutschen, wurde das Koma-Monat beschrieben, weil, bist du deppert, das ist schon Legende, bloß, das stimmte nicht! Er lag nie im Koma, keine Sekunde seiner Karriere, das war nur ein Marketinggag, aber es verkauft sich offensichtlich fantastisch.

Was aber wirklich wahr ist, bei einer Show 1971 hat ein Hells Angels einen Reifenheber auf den fahrenden Knievel geworfen. Weder er noch das Publikum haben goutiert und auf den Werfer und seine vierzehn Kollegen begonnen einzuprügeln. Drei von den gefallenen Engeln sind im Krankenhaus gelandet. Das ist mal eine Geschichte, die du deinen Enkeln erzählen kannst.

Zimperlich war Knievel also definitiv nicht, was auch eine andere Episode schildert. In den späten 70ern veröffentlichte Shelly Saltman ein Buch, in dem er behauptete, dass im Gegensatz zum öffentlichen Bild Knievel kein Gegner von Drogen war, sondern sie selbst nahm und auch seine Frau und Kinder schlug. Knievel, der sich gerade von einem Sturz erholte und beide Arme komplett eingegipst hatte, flog nach Kalifornien, stellte mit einem Freund den Autor und prügelte auf ihn mit einem Baseballschläger ein. Die Vorwürfe wurden nie bestätigt, konnten aber auch nie mehr ganz weggewischt werden. In Konsequenz dessen verlor Knievel aber nahezu alle Sponsorenverträge, musste für ein halbes Jahr ins Gefängnis und 13 Millionen Dollar Schmerzensgeld zahlen, was er aber bis zu seinem Tod nie machte.

Snakerivercanyon

Seiner Legende tat das aber keinen Abbruch, weder zu seinen Lebzeiten und erst recht nicht nach seinem Tod. 2007 starb er im Alter von 69 Jahren. Obwohl er da schon lange bis zu 48 Tabletten pro Tag schlucken musste, erfüllte der Mann, dem sein Wort so viel wert war wie Gold, sich sein letztes Lebensziel. „I always wanted to live up to 70. I thought that would be a good age.“

Evelmuseum

Was für ein Mensch musst du also sein, wenn dein Traum es ist, über den größten Abgrund der Welt, den Grand Canyon, mit einem Motorrad zu springen? Du musst ein Mann mit himmelhohen Träumen und tiefen Abgründen sein, ein Gladiator und ein Daredevil.

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