UNTERWEGS ZUM WILD ATLANTIC WAY: TEIL 2

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Am Ende des ersten Kapitels hat Marc Steinhardt das europäische Festland hinter sich gelassen und setzt nun sein Britisch-Irisches Motorrad-Abenteuer nach einer ersten Nacht im Campingzelt fort.

Kapitel 2 – Zu Gast bei den Briten

Nach einer doch überraschend erholsamen Nacht mache ich mich nach dem selbstgemachten Frühstück (Rührei, usw.) daran meinen ganzen Camping-Kram wieder auf das Motorrad zu verstauen. Natürlich klappt es nicht so leicht und platzoptimiert wie daheim, das war ja fast zu erwarten. Aber schlussendlich funktioniert es doch, muss ja auch irgendwie.

Mein Blick schweift über den Campingplatz und sofort muss ich eine unschöne Feststellung machen. Der gemeine Camper hat alles dabei, nur nicht einen guten Geschmack für Bekleidung. Gegen diese optischen Fragwürdigkeiten hätte ich die volle Punktzahl bei „Shopping Queen” von Guido Maria Kretschmer mit meiner praktikablen Outdoorbekleidung erhalten, oder als Topmodel durchgehen können. Aber ich bin ja hier nicht auf dem Catwalk, sondern zum mopedfahren.

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Also rauf auf die über 300 kg der bepackten BMW „Immobilie” und sich wieder dem noch ungewohnten Linksverkehr unterordnen, doch diesmal klappt es schon besser als am Vortag. Meine Route führt mich Richtung Norwich zu einer der größten und am besten erhaltenen mittelalterlichen Burganlagen. Das Castle Rising, eine sehenswerte Ruine aus vergessener Zeit. Ich spare mir aber den kostenpflichtigen Eintritt und genieße den Anblick nur von außen.

Auch bei diesem Routenabschnitt machte ich mir vorab die Mühe ein paar humorvolle und versaute Orts- und Straßennamen rauszusuchen. Mit Erfolg wie ich tatsächlich feststellen durfte. Deswegen führt mich mein Weg über die Slutholelane, Boston, Buttholelane, Clitheroe und Cockermouth – was sich die Briten dabei wohl gedacht haben. Während der Fahrt lerne ich nebenbei den einheimischen Bikergruß kennen. Wer noch nicht dort war, darf sich gern überlegen, wie man andere Biker bei Linksverkehr begrüßt (die Auflösung dazu steht unten*)

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Meine Tour durch das englische Reich führe mich über recht unspektakuläre Landstraßen, durch Alleen mit sehr hohen Hecken, die ein beklemmendes Gefühl auslösen könnten, über Brücken (mautfrei für Biker) und diverse kleine Städte und Dörfer. Auf einem kleinen aber sehr feinen Campingplatz bei Kingston upon Hill verbringe ich die Nacht nach meiner 372 km Tagestour. Den Fahrstil der Engländer kann man als defensiv, respektvoll und motorradfreundlich bezeichnen. Sobald man als Biker vom Rückspiegel des Dosenschupsers identifiziert wird, versucht dieser einem soviel Platz wie möglich zu machen. Dadurch kann man seinen Überholvorgang bedenkenlos ausführen.

Die darauffolgende 500-km-Etappe führt über die bekannte Stadt York, durch den sehenswerten Forest of Bowland, eine von freilaufenden Schafen bewohnte Hochebene hin zum Nationalpark Lake District. Welcher sich zu den Ferienzeiten aufgrund der vielen schnuckeligen Ortschaften als Tourismusmagnet entpuppt.

Am gleichen Nachmittag überquere ich die Landesgrenze zu Schottland und lasse mich auf einem komischerweise fast leeren „Activity“-Campingplatz am Loch Ken zur nächsten Nachtruhe nieder.

Die Fähre für die Überfahrt in die nordirische Hauptstadt Belfast wird am nächsten Tag in Angriff genommen.

Mehr dazu im nächsten Kapitel.

*Auflösung – englischer Bikergruß:
Die übliche Begrüßung in England findet mittels eines kurzen Kopfnickens zur Fahrbahninnenseite statt. Bei einer entgegenkommenden, größeren Motorradgruppe kommt man sich dabei aber vor wie ein Wackeldackel 😉

Alle Fotos Copyright: Marc Steinhardt

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