Tom Possod ist RISER Ambassador und hat sich vorgenommen, mit seinem Bike durch Afrika zu reisen. Seine Tour startet in Wien und sein Ziel ist es, schöne Trips in Afrika zu machen und im Rahmen der WHO RIDES THE WORLD Bewegung, starke Frauen, deren Passion Motorradfahren ist, zu finden. In diesem Blogbeitrag erzählt er von den ersten Tagen seiner Reise und mit welchen Hindernissen er anfänglich zu kämpfen hatte.
Die letzten Tage waren stressig, da für so eine Reise viel geplant werden muss. Und leider sind die neu bestellten Reifen zu spät angekommen und deshalb starte ich meinen Trip gleich mal mit einer 24-stündigen Verspätung. Somit fällt mein Plan, dass ich vor der Fährüberfahrt nach Afrika noch meine Freunde in Mailand besuche ins Wasser. Jetzt geht es aber endlich los: Wetter gut, Reifen neu, Service erledigt und ich bin voll motiviert! Von Wien aus fahre ich Richtung Süden zu meinem ersten Ziel, dem Fährhafen im italienischen Savona. Der Plan ist, am nächsten Tag kurz nach Mitternacht mit der Fähre von dort nach Tanger in Marokko zu fahren.
Wegen meines verspäteten Starts fahre ich hauptsächlich auf der Autobahn um wieder etwas meiner verlorenen Zeit gutzumachen. Einen Pflicht-Stopp mache ich aber trotzdem kurz vor der slowenischen Hauptstadt Ljubljana beim legendären Krapfenwirt. Gestärkt mit einem frisch gebackenen Krapfen geht es wieder ab auf die Autobahn, weiter Richtung Savona. Die Fahrt verläuft gut und ich bin kurz nach 15:00 Uhr in der Nähe von Venedig. Ich fahre weiter und entschließe mich, in der Umgebung von Cremona meine letzte Nacht auf italienischem Boden zu verbringen. Bei der nächsten Tankstelle erkundige ich mich, wo sich der nächste Campingplatz befindet. Nachdem der Tankwart mein “voll” bepacktes Motorrad sieht und erfährt, dass ich auf dem Weg von Österreich nach Afrika bin, will er unbedingt ein Foto von mir machen. Danach geht es ab zum Campingplatz. Das Zelt ist aufgestellt, der Schlafsack ausgerollt und ich genieße vor dem Schlafengehen die italienische Küche mit einem kühlen Bier.B
Der Morgen ist kühl und ich packe alle meine Sachen gemütlich wieder ein, denn ich habe ja noch Zeit bis zum Ablegen der Fähre. Nach dem obligatorischen Morgenkaffee fahre ich über eine Landstraße nach Savona um dort mein Ticket für die Fähre zu kaufen und die Uhrzeit für die Einschiffung herauszufinden.
Am Ticketfährenschalter frage ich nach und bekomme eine Antwort mit der ich wirklich nicht gerechnet habe: “Oh…already left”. Nach mehrmaligen Nachfragen ob wir wirklich vom selben Marokko sprechen, wird mir leider klar, dass ich mich bei den Abfahrtszeiten um einen ganzen Tag verschaut habe. Na toll!! Die Tatsache, dass ich nicht der einzige bin dem dies heute passiert, ist nur ein schwacher Trost.
Ich disponiere also um und erkundige mich, was die Alternativen sind. Ich erfahre, dass in zwei Tagen eine andere Fähre von Genua nach Tanger fährt. Ich mache das beste aus der Zeit und besuche doch noch meine Freunde, die über das Wochenende an die ligurische Küste gefahren sind, und somit glücklicherweise nicht weit weg sind. Die zwei Tage Zwangs-Wartezeit verbringe ich noch mit meinen Freunden und kontrolliere nochmal mein Gepäck. Je leichter das Gepäck am Motorrad, desto mehr Spaß hat man beim Fahren. Leider habe ich in Österreich kein passendes Tanksieb gefunden und aus vergangenen Reisen weiß ich, dass man in Teilen Afrikas nicht immer sauberen Treibstoff bekommt. Deshalb besorge ich mir noch ein Teesieb als provisorische Lösung, da ich auch hier in der Umgebung kein Tanksieb gefunden habe. Die zwei Tage vergehen dann wie im Flug und endlich ist es soweit, 51 Stunden auf der Fähre stehen nur noch zwischen mir und Afrika.
Endlich! Africa, here I am with my bike. Ich komme am Abend mit der Fähre an und nachdem die nötigen Formalitäten (Fahrzeugpapiere, Einreisepapiere, etc) bereits auf der Fähre erledigt wurden, geht es an Land relativ zügig weiter. Ich fahre noch ca. 100 Kilometer und schlage dann mein Nachtlager bei einer größeren Tankstelle auf. Ich breite lediglich die Zeltunterlage neben meinem Motorrad aus, damit ich vor dem Morgentau geschützt bin und dann heißt es “Gute Nacht”.
In der Nacht hatte der Parkplatzwächter ein Auge auf mich, weshalb ich ihm am nächsten Morgen auf einen Kaffee einlade. Die Temperatur ist angenehm, trotzdem entschließe ich mich, gleich die Regenjacke überzuziehen um weniger vom Fahrtwind abzubekommen. Gut so. Es wird nämlich mit jedem Kilometer kühler und es beginnt auch noch zu regnen. Nach ca 120 Kilometern muss ich stoppen, um mich an einer Tankstelle mit marokkanischem Tee aufzuwärmen. Nach der kurzen Pause geht es wieder ab auf die Straße. Nach regnerischen und kalten 250 Kilometern Fahrt richtung Süden , komme ich endlich in Casablanca an. Durch die Stadt ziehen Menschenmassen und alles wirkt sehr chaotisch. Aber mein Plan ist, mich mit jemanden hier zu treffen. Ich treffe Dalila Mosbah, die Gründerin des Motorradclubs Miss Moto Maroc, den ersten all-female Motorradclub in Marokko. Sie organisiert regelmäßig Treffen und beim letzten Mitte März waren es sogar über 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit ihren Bikes. Leider bin ich zu spät in Marokko angekommen, um dabei zu sein aber laut den Erzählungen und den Bildern wirkt es richtig cool (Link zu ihrer Website: https://www.missmotomaroc.com). Nach dem sehr netten Treffen mit guten Gesprächen, gutem Essen und Getränken merke ich, dass mir meine Anfahrt nach Casablanca doch einiges an Energie geraubt hat und die Kälte in Kombination mit dem Regen sich leider ein wenig bemerkbar macht. Ich bekomme von Dalila einen Unterkunftstipp und werde von ihr noch durch den sehr chaotischen Verkehr in Casablanca geführt. Alleine hätte ich wahrscheinlich 2 Tage dafür gebraucht ;). Ich checke in das Hotel ein und denke, dass ein wenig Ruhe und Zeit im Bett mir die nötige Energie für die morgige Weiterfahrt geben wird. Also gute Nacht Casablanca.
Zum Frühstück gibt es frisches Fladenbrot mit Frischkäse, Zitronenmarmelade, dazu Oliven und Datteln. Das Wetter sieht nicht so schlecht aus, aber die Chefin des Hauses sagt mir „rain all over Morocco“. Also Regengewand drüber und los. Nach 5 Kilometern bin ich schon mitten im Wolkenbruch. Bei einer Tankstelle besorge ich mir Plastik um meinen Schlafsack vor dem Regenguss zu schützen. Das ist das Einzige, dass nicht regendicht verpackt ist und wenn der nass werden sollte, dann Halleluja! 10 Kilometer später muss ich aufgrund des starken Regens eine Zwangspause einlegen. Also Tee trinken und hoffen, dass es bald weiter geht.
Das Wetter wird nach 2 Tassen Tee ein wenig besser und das heißt für mich dann wieder ab auf die Straße. Ich will ja in Afrika Motorrad fahren und nicht nur Tee trinken, obwohl der hier wirklich lecker schmeckt. Nach 30 Minuten sind die Stiefel und Handschuhe komplett durchnässt und in den Stiefel steht das Wasser. Dazu kommt, dass es schon länger nicht geregnet zu haben scheint und die Straße rutschig ist, wie eine Eisplatte. Das bedeutet: Zaghaft bremsen und weit vorausschauend fahren, da der Straßenverkehr hier ständige Überraschungen parat hat. Dann die Entscheidung: Autobahn im Landesinneren oder Küstenstraße. Ich entscheide mich für die Küstenstraße, da auf der Autobahn der Stress bei so einem Wetter enorm ist.Tja, und dort war der Asphalt weg. Schotter und Erde getränkt von Wasser ergeben dann die perfekte Matschfahrbahn. Anstrengend!
Die Küste dürfte ansonsten schön sein, aber durch die raue See wirkt sie gerade eher furchteinflößend als friedlich. Dass ich friere kann mich nicht aufhalten und mein Durchhaltevermögen wird auch ein wenig später mit etwas besserem Wetter belohnt. Ich kann wieder ca 100 km/h fahren und erreiche kurz nach 16:00 Uhr einen Campingplatz. Fürs Nachtlager ist es definitiv zu früh, aber ich fahre trotzdem mal rein und erkundige mich wegen einem Platz. Und dann entdecke ich etwas. Einen VW Bus mit österreichischen Kennzeichen. Seine Besitzer, Nadine und Benni, haben beide ihr Hab und Gut verkauft, ihre Jobs gekündigt und sind jetzt auf Weltreise. Sie haben sich für ihren Trip ein Jahr Zeit genommen. Ich finde die beiden sympathisch und ich bleibe am Campingplatz, um mich mit ihnen auszutauschen. Nach solch einer Fahrt ist ein lustiger Abend genau das, was ich brauche. Wir reden bis spät in die Nacht und am Ende gehen dann alle gestärkt und voller Vorfreude auf die nächsten Tage ins Bett.
Dies war der Beginn von Toms Reise. Einen kleinen Ausblick auf seinen nächsten Blogpost findet ihr hier: