Tag 1: Eine Abendfahrt von Nizza nach Fréjus
Ich lande mit der Fähre kurz nach neun Uhr abends in Nizza. In der Stadt herrscht ein Riesen-Trubel: Freitagabend, die Straßen voll, die Cafés gut besucht, alle Parkplätze besetzt und auf der Strandpromenade wird flaniert. Ich setze mich aber auf mein Motorrad, fahre eine gute Stunde um kann kurz hinter Cannes endlich auf die D7 abbiegen. Die Nacht bricht an und nach einem Beinahe-Crash mit einer Wildschweingruppe war mir klar – Zeit für die Nachtruhe! Am Mont Vinaigre, dem Essigberg, finde ich etwas abseits der Straße eine kleine Lichtung. Fürs Zelt aufstellen bin ich zu müde, also blase ich nur die Isomatte auf, roll den Schlafsack aus und sage „gute Nacht!“.
Tag 2: Von Fréjus über die Pässe nach Colmar les Alpes
Bei Sonnenaufgang packe ich zusammen, fahre los und erreiche nach kurzer Zeit die Außenquartiere von Frejus. Ich folge weiterhin der Küste und genieße den Blick auf das im Morgenlicht schimmernde Meer. Am Golfe de St. Tropez erreiche ich St. Maxime, finde eine Bäckerei und besorge mir erstmal Kaffee und Gebäck.
Bei Port Grimaud verlasse ich die Küste und fahr hoch ins Dorf. Schon von weitem sehe ich die Ruinen der alten Kirche von Grimaud. Gleich am Anfang der engen Gasse biege ich auf die D14 ab und folge der Straße nach Collobrières. Es folgt der Col de Taillude, ein kleiner Pass, und kaum wieder auf dem Talgrund biege ich auf den nächsten Pass ab. Keine Dörfer, kaum Häuser, wenig Verkehr.
Die enge Straße windet sich am Berghang in einigen Kurven durch den lichten Wald. In Vidauban finde ich den ersten Wegweiser zum Grand Canyon du Verdon. Langsam aber stetig gewinne ich an Höhe, bis ich in der Nähe von Aiguines den Lac de Ste Croix mit seiner Herzinsel sehe. Nach kurzer Weiterfahrt komme ich zu den nächsten Serpentinen, die mich zur Verdon Schlucht führen. Die Schlucht ist 21 km lang, bis zu 700 m tief und an beiden Seiten befinden sich aussichtsreiche Straßen. Ich folge dem linken Ufer und halte öfters an, um das Panorama zu bestaunen. Die kurvige Straße, die mich durch roh behauene Tunnel und an steilen Wänden vorbeiführt, ist wirklich ein Blickfang.
Mein Weg führt mich durch das mittelalterlichen Städtchen Trigance, das im Schatten einer mächtigen Burg liegt und schon von Weitem zu sehen ist. Ich wähle die Straße nach Castellane, die kurz vor der Stadt von einem Wildbach begleitet wird. Die Straßencafés im Etappenort sind gut besucht von Touristen und Motorradfahrern. Auch ich mache eine kurze Pause im Ort, bestaune den Blick auf die Kirche hoch über dem Städtchen und folge dann weiter dem Verdun in die Berge.
Im Val d’Allos schlängelt sich die Straße einem leuchtend grünen Stausee entlang, es folgen einige kleine Orte. In Colmars finde ich einen Campingplatz für die Nacht und beende meine Tagesetappe.
Hier findet ihr die Aufzeichnung der 1. Tagesetappe: https://riserapp.com/trip/117616
Tag 3: Von Colmars les Alpes nach La Condamine Châtelard
Nachdem ich meine Sachen gepackt habe, suche ich mir eine Bäckerei und werde am Rande des Städtchens fündig. Der ganze Ort wirkt wie ein Museum. Hinter den dicken Mauern und den Stadttoren finden sich urige Restaurants, Handwerkerläden, eine alte Kirche und kleine Stadthäuser in engen Gassen, die viele kleine Läden mit Spezialitäten und Souvenirs beherbergen. Es gibt nichts Modernes – keine Leuchtreklamen, keine Parkplätze, keine Abfalleimer, alles ist stilecht hergerichtet.
Zuerst fahre ich hoch zum Col d’Allos (2247. m.ü.M.). Nach einigen Serpentinen bin ich bereits hoch über dem dortigen Skiort mit seinen vielen Hotels, Restaurants und Ferienwohnungen. Ich bin noch früh dran und habe deshalb die Passhöhe ganz für mich alleine. Die schmale Straße auf der Nordseite schmiegt sich an den Hang, einige Kehren führen in großen Schwüngen talwärts. Hoch über dem Fluss Le Bachelard, ist die Straße im Felsen eingebettet und jede Kurve bietet eine atemberaubende Aussicht auf den Fluss tief im Tal. Zwei, drei Mal wechsle ich die Talseite und folge der D902 bis zum Col de la Cayolle (2326 m.ü.M).
Auf der Südseite des Tals bin ich nach ein paar wenigen Kehren auf einer morastigen Ebene. Hier entspringt der Fluss Var, der dem Departement den Namen gibt und bei Nizza ins Mittelmeer mündet. Ich folge dem Fluss talwärts und bewundere das breite Kiesbett, das er sich schon nach ein paar Kilometern geschaffen hat. Es folgen die ersten Dörfer und dann verschwindet der Strom in der Gorge de Daluis. Die Straße führt hoch über dem rauschenden Wasser durch meist einspurige, grob in den Fels geschlagene Tunnel. Nach wenigen Kilometern wird das Tal wieder weiter und der Bach nimmt sich den ganzen Talboden und windet sich in seinem steinigen Bett.
Nach kurzer Fahrt erreiche ich Entremont. Am Stadttor stehen Wachen, stilecht gekleidet, mit Zweihändern bewaffnet und behelmt. Auf dem Parkplatz vor der Stadt wimmelt es von Motorradfahrern. Nach einer kurzen Pause mache ich mich auf zum nächsten Highlight, der Gorge des Cians. Ähnlich wie in der letzten Schlucht ist der Bach tief in rote Felsen eingegraben und die Straße führt entlang überhängender Felsen und Tunnel in die Höhe. Am Ende der Schlucht glänzen die Dächer von Beuil in der Sonne. Im alten Ort trennen sich die Passstraßen zum Col de Valberg und dem Col de la Couillole. Ich wende mich nach Westen und fahre über den Couillole. In St. Savoeur sur Tinée wende ich mich nach links zum Höhepunkt des Tages. Stetig gewinne ich an Höhe aber erst jetzt beginnt die große Steigung und in zahlreichen Kurven und Serpentinen erreiche ich die Alpweiden unterhalb des Passes.
Ich drehe die Runde zur Cime de la Bonnette und mache das obligate Foto des Hinkelsteins auf 2802 m.ü.M., bestaune die Aussicht und beobachte zwei Steinböcke die sich vom Trubel auf der Straße kaum stören lassen.
Vorbei an Schafen und Murmeltieren führt mich die Straße in weiten Kehren ins Tal nach Jausiers. Im Tal wende ich mich nach rechts und finde einen Campingplatz unterhalb des mächtigen‘ Fort de Tournoux‘ in la Condamine-Châtelard.
Die Aufzeichnung der 2. Tagesetappe: https://riserapp.com/trip/117614