Im März 2017 war die Planungsphase vorbei. Mit einer Mischung aus Aufregung und Nervosität sprangen mein Freund Ryan und ich in einen Zug von Sheffield nach St.Pancras, den ersten Teil einer 20 Stündigen Reise nach Kambodscha, um uns auf ein von Top Gear inspiriertes Abenteuer zu begeben. Am Flughafen Heathrow trafen wir unseren Organisator Dave C. und unsere Mitreisenden. Wir waren eine Gruppe von 8 Briten plus einem Amerikaner, einem Abenteurer mit dem Kodenamen “Buck”, der vor Ort in Kambodscha dazu kam. Dave C. hatte bereits drei ähnliche Reisen organisiert, zwei nach Vietnam und eine nach Laos, weshalb ich überzeugt davon war, in guten Händen zu sein. Die meisten aus der Gruppe waren außerdem auf mindestens einer der Reisen dabei – an Erfahrung fehlte es uns also nicht.
Mit unserem Budget im Hinterkopf führte uns die Reise von London Heathrow nach Kairo, dann nach Bangkok und schließlich in die Hauptstadt Kambodschas, nach Phnom Penh. Die ersten beiden Flüge buchten wir mit Egypt Air für 500 Pfund. Aber seid gewarnt: Egypt Air ist eine nüchterne Fluggesellschaft. Wer also gern während des Fluges ein kühles Bier trinkt (oder vier), sollte lieber mit einer anderen Linie fliegen.
Ankunft in Kambodscha
Wir verließen den Flughafen von Phnom Penh und nahmen uns ein paar Tuk Tuks, die uns zum Zing Hotel brachten, unserer Unterkunft für die erste Nacht. Den ersten Abend in Phnom Penh verbrachten wir am Markt mit köstlichem Essen, das wir auf Matten sitzend zu uns genommen haben. Weil es in Kambodscha als unhöflich gilt, die Fußsohlen in jemandes Richtung zu halten, war das Sitzen auf dem Boden eine größere Herausforderung als erwartet. Unsere treuen (oder auch weniger treuen) Metallrösser sollten wir erst in einigen Tagen bekommen, weil sie noch bei einem von Daves Kontakten in Verwahrung in Sihanoukville an der Südwestküste waren. Anstatt uns Bikes zu mieten, haben wir im Voraus für ungefähr 300 Pfund pro Person welche gekauft.
Unseren ersten vollen Tag in Kambodscha haben wir im Zug von Phnom Penh nach Sihanoukville verbracht, wo wir unsere Motorräder (oder Scooter, je nachdem, welchen Schlüssel man zufällig gezogen hat) abholen sollten. Ich nahm einen schwarzen Toyota-Schlüssel, der aber letztendlich zu einem blauen Suzuki Step Scooter gehörte. Natürlich musste ich meinem Gefährt für die nächsten 10 Tage einen auch Namen geben, also taufte ich es “Brenda”. Endlich konnte das Abenteuer beginnen!
Nachdem wir unsere Motorräder ausgesucht und eine kurze Testrunde um den Block gemacht hatten, konnten wir losfahren. Vor uns lagen 1200km voller Höhen, Tiefen und leider auch Pannen. Geplant war eine große Runde um den riesigen Tonlé Sap See, der ziemlich genau in der Mitte von Kambodscha liegt. Sollten unsere Motorräder das mitmachen, würden wir von Sihanoukville über Kampot, Phnom Penh, Kampong Cham, Kampong Thom, Siem Reap, Battambang, Veal Veaeng und wieder zurück nach Sihanoukville fahren – sie machten es nicht mit.
Ein gewöhnungsbedürftiger Fahrstil
Zuerst möchte ich klarstellen, dass ich es absolut empfehle, Kambodscha zu besuchen um die Landschaften und allen voran die Menschen zu erleben. Trotzdem möchte ich der Vollständigkeit halber den Fahrstil dort erwähnen. Ich werde schildern, wie es ist, ein als britischer Motorradfahrer in Kambodscha zu fahren, besonders mit dem Moped.
Es gibt ein paar Straßenregeln, von denen alle Bescheid zu wissen scheinen und die meisten halten sich auch daran. Ampeln, Kreisverkehre und Fahrspuren gibt es zu Genüge und wie im Großteil der Welt herrscht in Kambodscha Rechtsverkehr … zumindest für die meisten. Trotzdem gibt es einige gefährliche Verkehrsteilnehmer, die scheinbar keine Regeln beachten (und wohl auch keinen Hausverstand verwenden) – sie fahren einfach irgendwie herum, wie es ihnen gerade passt. Ich nenne sie gefährliche Verkehrsteilnehmer, statt Motorradfahrer, weil das auch Mopeds, Autos, LKWs, Hunde, Hühner und vor allem Büffel betrifft!
Nur wenige Stunden nachdem wir aufgebrochen waren, hatten wir unsere erste (und glücklicherweise letzte) Begegnung mit der kambodschanischen Polizei. Es war eine Geschwindigkeitskontrolle und obwohl unsere Mopeds kaum schnell genug fahren könnten, um überhaupt irgendwelche Gesetze brechen zu können, waren zwei davon in Vietnam statt in Kambodscha registriert, was dem Polizisten einen Vorwand gab, zwei Strafen auszustellen. Statt “Strafe” wäre “Bestechung” hier eigentlich der passendere Begriff. Zuerst wollte er jeweils 50$ haben, aber im Endeffekt haben wir uns auf 10$ geeinigt. Zum Glück war das das einzige Erlebnis dieser Art, obwohl wir während unserer Reise noch viele Polizisten gesehen haben. Ironischerweise hatte ich eine GoPro an meinem Helm montiert, die während der Kontrolle ausgeschalten war. Trotzdem hat es dem Polizisten nicht gefallen und er versuchte, die Kamera auszuschalten, wobei er es geschafft, ein Selfie von sich zu machen!
Technische Schwierigkeiten und hilfsbereite Einheimische
Eine der größten Herausforderungen auf meiner Reise durch Kambodscha waren die technischen Probleme. Der Auspuff meines Mopeds hat ein paar Mal den Geist aufgegeben und hat sich später sogar komplett vom Motor abgelöst. Gleich am Anfang an musste das Moped mehrmals geflickt werden, aber am zweiten Tag ist es komplett eingegangen, weshalb wir die restlichen 70 km und den Rest des Tages auf dem wackeligen Anhänger eines Lasters bewältigen mussten – ich weiß nicht, ob meine Wirbelsäule jemals wieder die selbe sein wird. Dave C hat für “Brenda” sogar einen Strauß Plastikblumen besorgt, damit sie wieder funktioniert. Leider ohne Erfolg. Am Tag darauf konnte das Problem nach einer 4-Stündigen Reparatur behoben werden, so dass ich bis zum Ende der Tour fahren konnte. Ryan hatte leider nicht so viel Glück: sein Suzuki Step war im Grunde ein Haufen Scheiße auf Rädern, einfach Schrott.
Zum Glück ist es in Kambodscha so, jeder den du triffst versucht, dir irgendwie zu helfen, wenn etwas schiefläuft. Hat man irgendwo in der Pampa eine Panne, kann man sein Handy vergessen, aber noch bevor man anfängt, um Hilfe zu bitten, kommen die Leute aus ihren Häusern und versuchen so zu helfen, wo sie können. So war es durch Kambodscha zu fahren.
The fortunate thing in Cambodia is that whenever something went wrong, anyone you encounter will do their best to help you. Could you imagine breaking down somewhere, your mobile phone is useless, but before you can even start asking for help, people are leaving their homes to come and do what they can to assist. That’s what riding around Cambodia was like.
Die schrecklichen und die faszinierenden Seiten von Kambodschas Geschichte
Ich nehme an, dass alle die das hier lesen, und etwas über die Geschichte Kambodschas wissen, sich fragen werden, ob wir die Killing Fields besucht haben. Einige aus der Gruppe haben Choeung Ek besucht. Ryan und ich haben es leider nicht geschafft. Ich habe aber gesehen, welchen Eindruck es bei meinen Mitreisenden hinterlassen hat, als wir uns wieder getroffen haben. Es ist schwer vorstellbar, dass in einem so schönen Land mit so wundervollen Menschen zwischen 1975 und 1979 ein Genozid passiert ist, bei dem mehr als eine Million Menschen ermordet worden sind.
Zum Glück haben wir aber geschafft, uns die Tempelanlage Angkor Wat in Siem Reap anzusehen, ein Muss auf jeder Kambodscha-Reise. Es ist das größte religiöse Bauwerk der Welt und stammt aus dem 12. Jahrhundert. Viele von euch werden die Tempel wahrscheinlich aus dem Tomb Raider Film kennen. Wir haben wir für 30$ pro Person einen organisierten Ausflug dorthin gemacht, was auf jeden Fall eine gute Entscheidung war.
Auf Shopping Scootern off road nach Veal Veaeng
Der Tag an dem wir nach Veal Veaeng gefahren sind, ist uns ganz besonders in Erinnerung geblieben. Es ist ein kleines Dorf am Fuße des Kardamom-Gebirges in der Pursat Provinz im Westen Kambodschas. Um dorthin zu kommen, mussten wir 100 km auf einer Straße zurücklegen, die im Grunde aus lockerer Erde und Sand bestand. Wir sind durch tiefen Schlamm gefahren, über überflutete Wege und mussten zwei mal einen Fluss überqueren. Das Terrain hätte schon ein KTM oder Honda Offroad-Bike auf die Probe gestellt, weshalb es doch eine reife Leistung war, dass wir es mit gefälschten Honda Wins und Mopeds geschafft haben.
Als wir den Dschungel überwunden hatten und in Veal Veaeng angekommen sind, freuten wir uns alle schon auf eine gute Mahlzeit. Ich muss an dieser Stelle festhalten, dass der Großteil der Speisen, die wir während unserer Reise gegessen haben – egal, ob im Hotel oder irgendwo im nirgendwo – meistens von hervorragender Qualität war. Leider war das Essen aber am Abend unserer Ankunft in Veal Veaeng trotz der herzlichen Begrüßung und dem regen Interesse der Dorfbewohner eine ziemliche Herausforderung…
Das Ende des Abenteuers und der Motorräder
Mit jeder weiteren Etappe unserer Reise setzte die Distanz, die Hitze und vor allem das Terrain den Bikes immer mehr und mehr zu. Leider haben es die beiden anderen Suzukis nicht ins Hotel nach Sihanoukville geschafft. Ryan und ich hatten Glück. Das war einerseits unserer Entschlossenheit geschuldet, und andererseits der Bereitschaft, ein paar Hundert Dollar in die Reparaturen an Ryans Bike zu stecken um es am Leben zu halten. Aber hauptsächlich hatten wir es der Hilfe und Unterstützung der Kambodschaner zu verdanken, die wir auf dem Weg getroffen hatten.
Am nächsten Morgen übergaben wir unsere Mopeds an Andy Mac, der sie verkaufen sollte. Das Geld, das er beim Verkauf rausholen konnte, haben wir gespendet. Es war aber schon schwierig Brenda zurückzulassen und jetzt verstehe ich auch, warum Richard Hammond nach einem der Top Gear Specials seine Opal den ganzen Weg von Afrika nach hause transportieren hat lassen.
Das war das Ende des Abenteuers, wenn man jede Menge Flüge und einen 8-stündigen Aufenthalt in Bangkok nicht dazu zählt. Wie ich im Titel schon erwähnt habe, war die Reise definitiv kein Urlaub, aber auf jeden Fall ein Abenteuer. Obwohl ich gestehen muss, dass drei von uns in der Mitte der Reise für zwei Übernachtungen ein wunderschönes Hotel in Siem Reap gebucht haben, um Energie zu tanken.
Sollte jemand von euch Lust auf ein ähnliches Abenteuer haben, mit der Leitung von Leuten, die das schön öfters gemacht haben, hier ist Daves Website.
Mein nächster Blog kommt im April und es wird um eine 5-tägige Reise an die North Coast 500 in Schottland gehen.
Danke fürs Lesen!
Burgs