KAPITEL 4 – TRAUM VON KERRY
Diesmal erwartet mich neben einem dem typischen englischen Frühstück ein genauso klischeehaftes Wetter. Grau, Nebel und nasskalt. Genau diese Wetterkapriole hindert mich und viele weitere Touristen leider an einem beeindruckenden Blick auf die berühmten „Cliffs of Moher“.
Also weiter Richtung Süden, stets den Wegweisern des Wild Atlantic Way folgend und in der Hoffnung auf besseres Wetter. Die Hoffnung wird glücklicherweise schneller erhört als erwartet und lässt mich eine majestätische Aussicht auf Klippenformationen der Westküste von Irland genießen.
Nach dem Umfahren der Bucht von Limerick führt mich meine Route über Tralee in die sehenswerte Stadt Killkarney, wo ich etwas außerhalb einen Campingplatz für drei Übernachtungen aussuche um von dort aus weitere Tagestouren zu unternehmen. Welch ein Zufall, zeigen doch meine Campingnachbarn einen ähnlichen Geschmack in Sachen Reisegerätschaft und Equipment.
Nach dem üblichen morgendlichen Ablauf startet die erste Tagestour vom Basislager in Richtung Nordosten. Bei der Fahrt entlang der beiden Küstenausläufer von Kerry bleibt mir weiterhin im Bewusstsein, wie abwechslungsreich schön die Irische Landschaft ist.
Ein Hauch norddeutschem und friesischem Charme geprägt durch die Leuchttürme, wehende Schilfbüsche wechseln sich mit bedruckenden Felsformationen ab, saftig grüne Hügellandschaften und der raue tiefblaue Ozean und mittendrin führt ein sensationelles kurvenreiches Asphaltband hindurch. Sowas kannte ich bis dato nur von den von Kennern und Könnern allzeit geliebten südfranzösischen Seealpen. Und auch dort konnte ich, nein habe ich vor Freude unterm Helm geschrien und gelacht. Diese Gegend gehört zum Pflichtprogramm auf der irischen Insel für jeden Zweiradfanatiker.
Mit diesem Glücksmoment verinnerlicht, geht’s am nächsten Tag auf den letzten Abschnitt des Wild Atlantic Way.
Vom wundervollen Kerry Nationalpark steuere ich die weiße bayrische Wuchtbrumme von Motorrad über die Südküste über die Orte Bantry, Church Cross, Bandon und genieße jeden der letzten übrig gebliebenen Kilometer von den 2500 Kilometern der längsten zusammenhängenden Küstenstraße der Welt auf dem Weg nach Cork, um von dort aus auf relativ direktem Weg zurück zum Basislager zu gelangen.
Am darauffolgenden Tag setze ich mir die Hauptstadt Irlands, Dublin, in einer Tagestour als nächstes Ziel. Doch davon mehr in einem weiteren Kapitel …