THE WEISSBORN STORY EPISODE 6 – NEUJAHR AUF NEPALESISCH

Teaser

Dunkelheit. Das Hotelzimmer in Indien an der Grenze zu Nepal. Kein Fenster. Verschlafen wage ich einen Blick aus der Türe und wandle Richtung Balkon. Der Nebel ist noch immer dicht. Verschleiert die Sicht auf wenige Meter. Warten ist angesagt. Ich gönne mir einen Milchtee und ein paar Zigaretten bei einem Straßenverkäufer. Langsam spüre ich die ersten Sonnenstrahlen. Die Hauptstraße Richtung Grenzübergang wird sichtbar und ich mache mich somit auf den Weg. Indien hat an dieser Stelle keinen richtigen Grenzposten. Der Zoll sowie der Personenverkehr werden über zwei Lokale an den Straßenseiten abgewickelt und passt man nicht auf, so befindet man sich schnell in Nepal ohne abgestempelter Dokumente und wird retour geschickt. Trotz all der chaotischen Um- und Zustände in Indien: Die Verarbeitung des Carnet de Passage verläuft automatisiert und mit präzisen Angaben zur Dokumentation. Ciao India!! Auch wenn ich weiter östlich wieder einreisen werde, ich bin froh eine Pause einlegen zu können. In Nepal scheint bereits die Sonne!
Grenzprozedere durchlaufen, 30 Dollar für einen Monat Aufenthalt hingelegt und schon geht es los. Nepal ist deutlich lichter besiedelt und es ist ein unglaubliches Gefühl, Menschen und vor allem fast leere Straßen zu erleben. Die Menschen lächeln anstatt zu starren. Das Geburtsland des Buddhas und gleichzeitig nach Afghanistan das zweitärmste Land von ganz Asien.

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Im fernen Horizont ragen die schneebedeckten Gipfel des Himalayas empor. Die Straße beginnt am Fuße des mächtigsten Bergmassives der Welt hoch zu steigen und ich genieße den Ritt durch die grüne dschungelartige Landschaft. Erster Stopp wird der Nationalpark Chitwan, wo ich mich für zwei Tage niederlasse, die Ruhe des Landes genieße und an einer eintägigen Safari teilnehme. Ein für mich bisher unbekanntes Bild war ein wildes Nashorn, das grasend am Flussufer verweilt. Es ist schwer Wildtiere zu sehen, da das Gebiet dicht bewachsen ist, sodass der Weg mit Macheten freigeschlagen werden muss. Es ist interessant zu erleben, wie an dieser Stelle der Mensch der Natur den Vorrang lässt und sich anpasst, die Wildnis respektiert.

Im Nepal laufe ich zum ersten Mal Elefanten entgegen und mir wird wieder klar, wie weit ich von zu Hause entfernt bin. In Europa hat bereits der Winter Einkehr gefunden und ich genieße hier weiter Tage mit bis zu 25°C.

Ein langer Tag steht mir bevor, die Reise nach Kathmandu. Eine einzige Verbindungsstraße verbindet Chitwan mit der Hauptstadt Nepals, in welcher sich die komplette Infrastruktur des Landes abspielt, gleichzeitig, aufgrund des schrecklichen Erdbebens des Jahres 2015, sind die Straßen immens beschädigt. Diese Strecke lässt mich mit der scheinbar endlosen Verkehrsschlange in sieben Stunden 150 km weit kommen. Noch vor Einbruch der Dunkelheit schaffe ich es nach Kathmandu. Ich finde eine abgeschiedene Bleibe und freue mich über einen zehntägigen Aufenthalt in der Stadt. Einiges an Dokumentenarbeit für die nächsten Visa, sowie ein Besuch in der KTM Werkstätte steht an. Die Mechaniker bei KTM sind nur die kleinen 125ccm Dukes gewohnt und total außer sich, dass sie die Adventure 950 zu Gesicht bekommen. Zum richtigen Zeitpunkt wird auch die Benzinpumpe kaputt und ich kann die mitgebrachte Ersatzpumpe austauschen. Das Jahr geht zu Ende und damit auch meine Zeit als einsamer Reisender. Denn Myanmar steht am Plan und hierfür ist ein Guide von Nöten. Eine teure Geschichte, bei der die Möglichkeit besteht, den Preis durch die Anzahl der Teilnehmer zu reduzieren. Vor einem Monat habe ich mit der Recherche begonnen und es hat darin geendet, dass ich ab nun mit der Niederländerin Nora und dem Neuseeländer Joe weiterreisen werde. Ich blicke etwas skeptisch in diese Zeit, da meine komplette Philosophie auf das alleine Reisen ausgelegt ist.

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Es ist so weit. Kurz vor dem letzten Tag des Jahres treffen wir uns in Kathmandu und sitzen bei einem Abendessen gemeinsam am Tisch. In dieser Nacht wache ich mit immensen Atembeschwerden auf, die sich so sehr verschlimmern, dass ich mit der Ambulanz abgeholt werde und im Krankenhaus 12 Stunden an höllischen Schmerzen leide. Eine Lungenentzündung, laut der Aussage des Arztes wahrscheinlich durch die Luftverschmutzung im Norden Indiens und auf der südlichen Seite des Himalayas hervorgerufen. Das Gebiet im Norden Indiens, deren Industrie derart viele Abgase erzeugt, dass bereits eine riesige Feinstaubwolke im Kamm des Himalayas gefangen ist. Es ist erstaunlich, welchen Einfluss der Mensch auf die Natur nehmen kann und wie sehr diese Lebensweise auch noch ganze Teile von Kontinenten kontaminieren kann.

Somit verbringe ich fünf Tage stationär in einem Krankenhaus – die vor der Abreise abgeschlossene Krankenversicherung hat sich bewährt und mich vor hohen Kosten gerettet.

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Am dritten Neujahrstag, darf ich das Krankenhaus verlassen und ich verlasse es als Nichtraucher, nach 14 Jahren hat mich dieses Erlebnis zu der Erkenntnis gebracht, wie sensibel die Lunge doch ist und wie sehr ich diese mit meinem Lebensstil belastet habe.

Der Abschied aus Kathmandu steht an, ab nun zu dritt. Eine neue Etappe, ein neues Kapitel. Schnell werden mir die Vorteile und schönen Seiten des gemeinsamen Abenteuers bewusst. Wir fahren über den Japan-Highway, eine wunderschöne Gebirgsstraße, von den Japanern finanziert. Daher der Name. Wir teilen die Aussichten und Gefühle, steuern etwas weiter Richtung Süd-Westen. Nepal hat mich verzaubert, aber es war definitiv der falsche Zeitpunkt in diesem Land. Zu gerne werde ich eines Tages hierher zurückkehren. Doch nun geht es nach Indien zum Bundesstaat Bengal zu einer weiteren Geschichte und zu neuen Erfahrungen.

FOTOS


Alle Fotos Copyright: Johannes Weissborn

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